16. Dezember 2020 – Deutschland befindet sich im harten Lockdown. Alle Geschäfte, die nicht Artikel des täglichen Bedarfs verkaufen, mussten per Infektionsschutzmaßnahmenverordnung schließen. Es herrschen Ausgangsbeschränkungen und die Bevölkerung wird angehalten, zu Hause zu bleiben. All das scheint Tina Müller, Douglas-Chefin nicht zu interessieren.
Viele Douglas-Filialen haben trotz Schließungsanordnung geöffnet und auch der neue Luxus-Megastore in der Kaufingerstraße 17 in München ist plötzlich „systemrelevant“. Dem Geschäft zuliebe schaut man bei Douglas gerne bei den derzeitigen Infektionszahlen und Corona-Todesfällen weg.
Douglas animiert Kunden*innen in die Innenstädte zu kommen
Während in diesen Zeiten alle versuchen, Rücksicht aufeinander zu nehmen, animiert Douglas die Menschen trotz harten Lockdowns in die Innenstädte zu fahren. Frau Müller zeigt wie ernst sie die Gesundheit von Mitarbeitern und Kunden*innen nimmt, indem sie schreibt „Wie für die meisten Einzelhändler ist es jedoch auch für unser Filialgeschäft in der Weihnachtszeit ein herber Schlag (…) Wir bieten daher weiterhin an, Click & Collect zu nutzen, also die Bestellung im Online-Shop und Abholung im Store.“
Tina Müllers Ankündigung in den sozialen Medien
Über Nacht Umfirmierung in „Drogerie“
In Zeiten des Lockdowns möchte die Parfümerie Douglas zur „Drogerie“ mutieren. Das geht aus einer Anweisung der Geschäftsführung an die Filialen in München und Umland klar hervor. „Wir öffnen unsere Stores unter dem Kontext, dass wir eine Drogerie sind, da wir das Sortiment des täglichen Bedarfs und der Grundversorgung haben“, heißt es in dem ver.di vorliegenden Schreiben. Dazu die Anweisung an das Personal: „Bitte räumt folgende Artikel vor Öffnung Eures Stores von der Verkaufsfläche weg: Dekoartikel und Schmuck z.B. Douglas Bär, Tosh außer Lesebrillen, Baumschmuck. Im Eingangsbereich des Stores sollte primär unser Drogeriesortiment präsentiert werden, sodass klar ist, dass wir eine Drogerie sind.“
Klare Antwort des KVR auf die Anfrage eines Betriebsrats
Anweisungen, wie man Beamte des Ordnungsamtes abwimmelt
Man rechnet mit unangenehmen Kontrollen durch die Ordnungsämter der jeweiligen Städte, aber lässt es dennoch drauf ankommen. Wie zu reagieren ist, wird ebenfalls mitgeteilt: „Gebt Euch bitte direkt aktiv als Mitarbeiter*innen zu erkennen und sprecht die Beamten an. Bitte keine aggressiven Gespräche führen und Auseinandersetzungen vermeiden. Erklärt den Beamten, dass es sich bei diesem Store um einen Drogeriestore handelt. Wir versuchen eine zwangsweise Verriegelung unserer Läden zu verhindern, indem wir den Beamten signalisieren, dass wir den Anordnungen Folge leisten. Bitte lasst Euch die Ausweise zeigen und notiert die Namen in der Protokollvorlage anbei. Falls die Beamten den Store schließen möchten, legt bitte bereits mündlich Widerspruch ein.“
Am gestrigen Tag wurde dann unter anderem der Store in den Münchner Riem Arcaden durch das KVR und der Polizei geschlossen.
Geöffneter Douglas-Megastore während des Lockdowns am 16.12. in München
Einige Kommentare auf der Douglas-Facebook-Seite
Derartige Botschaften wurden an Schaufenstern von Douglas-Läden platziert
Frau Müller hat es auf Seite 1 geschafft
Nach öffentlicher Empörung knappe Entschuldigung
Das rücksichtslose Vorgehen von Frau Müller hat viel Medieninteresse auf sich gezogen und zahlreiche Kunden*innen lassen ihren Unmut in den sozialen Medien raus.
Nach der öffentlichen Empörung und dem Shitstorm dann der Rückzieher - Frau Müller schreibt auf Twitter kurz und knapp "Wir bitten alle um Entschuldigung, die wir mit unserem Vorgehen befremdet, oder vor den Kopf gestoßen haben.“.
Wir, als die Beschäftigten möchten hiermit klarstellen: Diese Entschuldigung nehmen wir nicht an! Denn sie ist nicht aus Einsicht heraus entstanden, sondern weil Sie, Frau Müller lediglich versuchen zu retten, was noch zu retten ist. Es geht Ihnen allein nur darum, das mittlerweile nicht nur angekratzte Douglas-Image zu schützen, was wiederum dem Umsatz zu Gute kommen soll.
Wie Sie zu Ihren Kunden*innen und Ihrer Belegschaft stehen, haben Sie in den letzten beiden Tagen mit Ihrem unverantwortlichen, dreisten und asozialen Verhalten mehr als deutlich bewiesen. Wir zumindest haben keine Fragen mehr!
Quellen:
BILD: Douglas-Chefin rebelliert gegen Merkels Lockdown
Spiegel: Trotz Shutdown - Parfumeriekette Douglas will einige Filialen offen halten
WELT: „Im stärksten Maße anrüchig“ – wie Douglas den Lockdown austrickst
Neue Presse: City im Lockdown: Händler werden kreativ, bei Douglas rückt die Polizei an
Douglas hatte trotz Lockdown gestern noch Filialen offen, weil sie sich als „Drogerie“ bezeichneten – inzwischen haben sie ganz geschlossen.
Gepostet von ZDF heute-show am Donnerstag, 17. Dezember 2020
Gepostet von Post von Wagner am Donnerstag, 17. Dezember 2020